Selbstbefriedigung und ihr Stigma

Selbstbefriedigung und ihr Stigma

Warum befriedigen wir uns selbst? Und was steckt dahinter?

Selbstbefriedigung ist ein intimer und schöner Moment mit sich selbst. Man nimmt sich bewusst Zeit, kommt zur Ruhe und tut sich selbst etwas Gutes. Man erforscht seinen Körper, seine Fantasien und seine Vorlieben. Doch das war nicht immer so.

Es gibt viele Mythen und Irrglauben rund um das Thema Selbstbefriedigung. Generationen vor uns mussten sich mit Glaubenssätzen wie: "Bei Masturbation fällt einem der Penis ab, man wird unfruchtbar oder es verkürzt die Lebenszeit." herumschlagen.

Aber kann das überhaupt stimmen? Und wieso glaubte man das über so viele Jahre? Diese Überzeugungen und Ansichten machten es schwer, sich wohlzufühlen, wenn man sich selbst berührte, obwohl man doch nur eine schöne Zeit mit sich selbst haben möchte und kein anderer Schaden davontragen würde. Doch woher kamen diese Sichtweisen genau?

Dafür machen wir einen kleinen Exkurs in die Vergangenheit, genauer gesagt ins 18. Jahrhundert. Zu dieser Zeit entdeckte oder besser gesagt erfand ein Arzt die Krankheit Onanismus, welche besagte, dass Onanieren zu Erkrankungen wie Lepra, Krebs, Epilepsie, Wahnsinn, Angststörung, Narzissmus und noch vielem mehr führen würde, im schlimmsten Fall sogar zum Tod. Infolgedessen hing Selbstbefriedigung nun also mit etwas Angsteinflößendem und Furchtbarem zusammen.

Natürlich wollte niemand riskieren, ernsthaft krank zu werden, und vertraute dem Mediziner.

Außerdem wurde Masturbation Mitte des 18. Jahrhunderts, mit Einfluss der Kirche, in ganz Europa sogar verboten. Ebenso schlossen sich Philosophen, Psychoforscher und Gegner der Selbstbefriedigung zusammen und verteufelten jegliche Aktivitäten, die in Zusammenhang mit Solo-Sex standen. Sie stellten es mit Selbstmord gleich und erklärten, es wäre gegen die Natur.

Zum Glück wendete sich das Blatt ein wenig Richtung Ende des 19. Jahrhunderts. Viele Mediziner verschrieben zu dieser Zeit Genitalmassagen gegen die unterschiedlichsten Leiden der Frauen. Ein Arzt wurde das auf Dauer jedoch zu lästig und erfand so 1869 sogar eine Art ersten Prototyp des Vibrators, der sich von dem heutigen nicht zu sehr unterscheidet. Damals wurde der Vibrator ganz innovativ mit Dampf betrieben. Die Geschichte der Sextoys existiert also schon länger, als man denkt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass es schon früher "Hilfsmittel" gegeben haben soll, denn im 12. Jahrhundert sprach man in China bereits davon. Und auch die Geschichte der Selbstbefriedigung wurde über mehrere Jahrhunderte über Zeichnungen und Kunstwerke vermittelt, diese waren jedoch für das Göttliche bestimmt.

Im 20. Jahrhundert wurde das Verlangen nach Berührung und Befriedigung nun endlich wissenschaftlich untersucht. Die Wissenschaftler befassten sich mit den Interessen und Vorlieben der Menschen, was genau passierte, wenn man sich selbst anfasste, und nahmen das Fachgebiet genauer unter die Lupe. 1995 wurde der 5. Mai sogar zum internationalen Masturbationstag ernannt, was ein riesiger Schritt in Richtung Enttabuisierung war.

Trotz erster Aufklärungsarbeit und kleiner Schritte in Richtung Enttabuisierung bleibt das Stigma bestehen. Noch heute sind einige dieser Irrgespenster in den Köpfen der Menschen verankert und erschweren ihnen, sich mit Freude selbst zu vergnügen, stattdessen sind sie von Furcht und Ängsten geplagt.

Aber kein Wunder, dass nach solch erdrückenden und einschränkenden Umständen das ganze Thema so stigmatisiert ist und es auch heute vielen schwerfällt, sich selbst zu befriedigen und zu entdecken.

Ganz langsam schafft es die Gesellschaft, diese Geschichte abzuschütteln und hinter sich zu lassen. Dennoch trifft ein offenes Gespräch nicht bei allen auf Zuspruch, und einige verspüren immer noch das Gefühl von Verbot oder Gefahr, wenn sie sich selbst berühren. Unser Wunsch und Ziel ist es, einen offenen und wohltuenden Umgang mit der Sexualität zu erschaffen. Wir von Amatoria wollen eine Grundlage für solche Unterhaltungen schaffen, weshalb wir uns dazu entschlossen haben, mit unserem Shop unseren Beitrag zur Enttabuisierung zu leisten.

Denn selbst heute, in einer so offenen und freien Gesellschaft, wollen viele noch nicht tiefgehend mit diesem natürlichen Thema zu tun haben. Was man nicht vergessen darf: Fast jeder macht es und will es.

Diese alten Bilder und Verhaltensmuster, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, sind schwer abzulegen. Zum Glück reden immer mehr Menschen über alles rund um das Thema Sex, und hoffentlich können wir in der Zukunft ganz offen mit unserer Sexualität umgehen und uns selbst befriedigen, nach Lust und Laune.

Aber was ist denn jetzt eigentlich so großartig an der Selbstbefriedigung? Und welche Vorteile bringt es sogar mit sich?

Denn es fühlt sich nicht nur atemberaubend an, es kann noch viel mehr als das. Auch hier gibt es unterschiedliche Theorien und Ansätze, welche Vorteile es hat, sich selbst anzufassen.

Wir haben hier einige zusammengetragen, aber Du wirst selbst bestimmt schon wissen, wie gut es sich erstens anfühlt und zweitens, welche Vorteile es für Dich mit sich bringt.

 

1. Stressreduktion

Wenn man kommt und sich jede Faser im ganzen Körper nach diesem guten Gefühl sehnt und alles anfängt zu kribbeln, genau dann schüttet man Endorphine, sogenannte Glückshormone, aus, welche die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol reduzieren. Das führt dazu, dass es innere Unruhen löst und Stress abbauen kann. Das wiederum kann zum Beispiel unseren Schlaf verbessern. Und wir alle wissen, wie wichtig guter und gesunder Schlaf ist. Er stärkt unter anderem unser Immunsystem und ist auch wichtig für unsere Psyche, denn in der Zeit, in der wir schlafen, verarbeiten und speichern wir die Eindrücke und das Erlebte des Tages in unserem Gehirn.

Doch nicht nur guter Schlaf ist gut für unser Immunsystem, sondern der Orgasmus selber auch.

 

2. Stärkung des Immunsystems

Nach dem Orgasmus vermehrt sich die Anzahl der weißen Blutkörperchen, auch "Killerzellen" genannt. Sie haben im Körper die Aufgabe, Eindringlinge wie Pilze, Viren oder Bakterien zu entdecken und dann zu eliminieren. Je mehr Abwehrkräfte der Körper zur Verfügung hat, desto stärker ist er natürlich.

 

3. Schmerzlinderung

Dopamin und Endorphine helfen nicht nur gegen Stress, sondern lindern auch Schmerzen und können krampflösend wirken. Das kann nicht nur hilfreich bei Kopfschmerzen sein, sondern auch ein Retter in Not für Frauen sein. Jeden Monat sind viele Frauen von Regelschmerzen geplagt, und eine entspannende Massage im Intimbereich wirkt wie ein Wunder. Nicht nur die Hormone, sondern auch die Durchblutung der Scharmlippen wirkt krampflösend und entspannend. Sex und Selbstbefriedigung sind auch normal während der Periode, für manche sogar noch angenehmer. Keine Scheu davor, was sich gut und richtig anfühlt. Manche Frauen verspüren sogar noch mehr Lust während ihrer Tage. Der Hormonhaushalt der Frau verändert sich stetig mit dem Zyklus, weshalb es hilfreich ist, sich dessen bewusst zu werden.

 

4. Steigerung des Selbstvertrauens

Kommen wir zum nächsten Punkt, der vielleicht nicht direkt einleuchtend wirkt: Selbstbefriedigung steigert das Selbstvertrauen.

Wenn wir der Lust nachgehen, nehmen wir uns ganz gezielt eine Auszeit von all dem Stress, der Umgebung und anderen Alltagssorgen um uns herum und beschäftigen uns nur mit uns SELBST. Alles drum herum sollte egal werden, und was zählt, sind die Berührungen und die Gefühle, die wir dabei verspüren. Es geht nicht darum, wie man dabei aussieht, was man tut oder denkt. Es sollte eine urteilsfreie Zone sein. Man widmet sich seinem Körper und seiner Lust. Alles andere ist egal.

Man findet heraus, was man mag, was man nicht mag, und lernt sich selbst kennen. Hilfreich können hier auch Sextoys sein.

Man stärkt sein Inneres, es schenkt einem Vertrauen zu sich selbst, und man wird sich seiner selbst bewusst. Sexuelle Unsicherheiten können Teil deiner allgemeinen Unsicherheiten sein und Auslöser innerer Konflikte sein. Denn die Sexualität ist ein Teil von jedem. Löst man also diese Konflikte und lernt sich selbst auf dieser Ebene frei kennen, stärkt es den Menschen und seinen Charakter.

Erforsche dich auch auf diese Art und Weise, lerne deinen Körper und das, was dir gefällt, kennen.

 

5. Befriedigendes Sexleben :)

Solo-Sex ist nicht nur toll, wenn du alleine bist. Es ist auch ein hilfreiches Tool, um ein erfüllteres Sexleben mit anderen zu führen.

Zum einen wird dir das gewonnene Selbstvertrauen, worüber wir in Punkt drei gesprochen haben, auch beim Sex mit anderen Menschen sehr hilfreich sein.

In jeder Situation, in der man mit jemand anderem intim wird, ist es wichtig, Spaß zu haben. Um das zu erreichen, ist es von Vorteil zu wissen, was einem selbst gefällt, um das wiederum mit dem Gegenüber zu kommunizieren. Ob fester Partner, One-Night-Stand oder eine andere Art der Beziehung, dein Gegenüber kann deine sexuellen Vorlieben nicht kennen, wenn du sie nicht vermittelst. Das kann anfangs etwas Überwindung kosten, doch je wohler man sich jedoch mit seiner Sexualität fühlt, desto leichter wird es einem fallen, zu zeigen oder zu sagen, wo und wie man es gerne mag, damit es einem richtig Spaß macht. Niemand kann Gedanken lesen, und Erwartungen können nicht aus dem Nichts erfüllt werden. Sex soll Spaß machen! Und zwar für alle Beteiligten.

Offene und klare Kommunikation ist der Schlüssel zu unvergesslichen sexuellen Erlebnissen.

In einer offenen und aufgeklärten Gesellschaft ist es wichtig, die alten Vorurteile und Einschränkungen zu überwinden und ein gesundes Verhältnis zur eigenen Sexualität zu entwickeln. Indem wir uns selbst erforschen und verstehen, können wir nicht nur unser Wohlbefinden steigern, sondern auch bessere Partner in intimen Beziehungen werden.

Die Geschichte der Selbstbefriedigung ist geprägt von Missverständnissen und Vorurteilen, aber wir haben die Chance, diese Vergangenheit abzulegen und unser eigenes Wohlbefinden zu fördern. Es ist an der Zeit, die Freude und die gesundheitlichen Vorteile der Selbstbefriedigung anzuerkennen und zu genießen, ohne Scham oder Angst. Gemeinsam können wir eine offene und positive Haltung zur Selbstbefriedigung fördern und uns selbst erlauben, unsere eigenen Körper und Vorlieben zu erkunden. Denn am Ende des Tages verdient jeder Mensch das Recht auf körperliche und emotionale Befriedigung in einer Welt, die von Liebe und Verständnis geprägt ist.

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